Akademie der bildenden Künste Wien
2024

Der Prozess dieser Arbeit ist analog. Er ist gezeichnet durch meine Bewegung durch den Waldraum. Ich verlasse das schützende Atelier und gehe in den Wald. Mit einer Mittelformatkamera fotografiere ich den Wald im Gehen. Eine Charakteristik des Gehens ist die Wiederholung. Zeit kommt ins Spiel und beeinflusst mein Beobachten und Denken. Ich belichte meinen Weg durch den Wald immer wieder auf den gleichen Kader. Es entstehen analoge Mehrfachbelichtungen: Der Weg wird in einem einzigen Negativ eingeschrieben.
Ich vergrößere die Negative in der Dunkelkammer. Ich arbeite auf mattem Barytpapier. Das matte Papier drückt für mich Unmittelbarkeit aus. Aus diesem Grund sind die Arbeiten auch nicht gerahmt. Nach dem Trocknungsprozess wird das Papier uneben und bekommt eine skulpturale Form. Es zeigt seine Unbändigkeit, seine Rauheit.
Es ist wie der Wald.
Mit den fertigen Bildern gehe ich wieder in den Wald. Ich gehe durch den Wald und zeichne meinen Weg auf. Ich halte mit einer Hand das Papier, mit der anderen den Stift. Ich sehe bzw. beobachte beides nicht. Ich bin damit beschäftigt, das Gleichgewicht zu halten und den Weg durch den Wald zu suchen. Die Hand, der Stift, sie zeichnen meinen Weg ohne mein Zutun auf. Ich gebe die Kontrolle auf. Ich halte den Stift ganz lose. Er hängt in meiner Hand, wie ein Blatt auf dem Ast. Meine Bewegung durch den Wald ist sein Wind, der ihn zum Schwingen bringt. Auf der Fotografie ist die Summe aller meiner Schritte, wie die Trajektorie eines Tanzes.
Die Bilder hängen mit Abstand zur Wand und werfen auf sie Schatten. Dadurch möchte ich die Objekthaftigkeit des Papiers hervorheben. Und zugleich dehnt sich die Dunkelheit aus dem Wald in den Raum aus. Gleichzeitig wirken die Bilder, als kämen sie einem entgegen. Sie schaffen eine dynamische Beziehung, ähnlich meiner Bewegung im Wald.
Die Arbeit wird durch schwarz-weißen Portraits von Bäumen, die mir in den Wäldern begegnet sind, vervollständigt. Die Baumstämme nehmen nahezu den gesamten Bildraum ein. Sie sind klar konturiert, nah und isoliert. So kann sich der Blick auf sie konkret konzentrieren. Für jede dieser Aufnahmen bin ich stehengeblieben. Ich habe mich auf die unmittelbare Begegnung mit ihnen eingelassen. Das sind analoge Kleinbildaufnahmen, die ich in der Dunkelkammer auf Barytpapier vergrößert habe. Die Rahmung soll ihre Portaithaftigkeit zusätzlich unterstreichen.






